Wandern, 24h lang
Wie weit kann eine Schule gehen? Die Dr.-Johanna-Decker-Schulen ließen es auf einen Versuch ankommen. Im Schulbetrieb sind es meist Lateinschulaufgaben, Englischvokabeln oder mathematische Gleichungen, welche der Schülerschaft Grenzen aufzeigen. Selten ist die Herausforderung dabei körperlicher Art.
Ganz anders bei der ersten vom neu gegründeten Förderverein veranstalteten 24-Stundenwanderung der Dr.-Johanna-Decker-Schulen. Auffallend viele Schülerinnen der Mittelstufe traten mit dem Vorsatz an, die ganze Strecke von 62 Kilometern ohne nennenswerte Pause durchzuwandern.
Der Organisator der Strecke, OStR i. K. Georg Luft, hatte die Strecke um Amberg so angelegt, dass in regelmäßigen Abständen Pausen eingelegt wurden. Dort versorgte der Elternbeirat der Schulen das Wandervolk mit Stärkung und Erfrischung. Dort konnten sich aber auch „Teilwanderer“ ein- und ausklinken. Auf diese Weise wechselte die Wandergruppe ständig ihr Gesicht. So waren im ersten Drittel zahlreiche Schülerinnen der Oberstufe vertreten während im mittleren Teil die Lehrerschaft der Schulen den harten Kern Richtung 64-Kilometermarke weiter zog.
Das Abendessen am Fuß des Rödlasturms wurden zum Fest der Sinne. Während sich im Norden die in Gold getauchte Landschaft in die Nacht verabschiedete, hielten sich die Wanderer an Wurstsemmel, Hirschsteak oder Ofenkartoffel schadlos. Pünktlich zum Sonnenuntergang standen mehr als vierzig Teilnehmer auf dem „Rödlasturm,“ um die (fast) kürzeste Nacht des Jahres zu begrüßen. Auf der nächsten Etappe wurden die vielen Glühwürmchen, die in dem Dämmerwald tanzten, zum würdigen Ersatz für das angepeilte aber entfallene Sonnwendfeuer.
An der Vilsquelle in Kleinschönbrunn schlugen die jetzt 25 Wanderer für drei kurzkühle Stunden ihr Nachtlager auf. Während einige ein wenig dösten, führten andere tiefgründige Gespräche oder bewunderten den mondlosen Sternenhimmel samt seiner Milchstraße. Um 3 Uhr 30 brach die Gruppe auf und erlebte – auf dem Süßer Berg stehend -, wie in goldrotschwarzen Farben ein neuer Tag anbrach.
Beim Frühstück auf dem Hahnbacher Frohnberg wurde klar, welch eine hohe Hausnummer die 64-Kilometermarke darstellt. Beim Aufstieg zum St.-Anna-Berg konnten zahlreiche Teilnehmern die Folgen der inzwischen über vierzig Kilometer nicht mehr leugnen: Schmerzende Gelenke, Blasen an den Füßen und Schlafmangel nahmen sichtbar Einfluss auf die Bewegungsabläufe. Das opulente Weißwurstfrühstück, das die Vorsitzende des Elternbeirats, Tanja Schleicher, in Sulzbach-Rosenberg organisiert hatte, stellte für das Gros der Gruppe die Abschlussmahlzeit dar. Zufrieden blickten die Wanderer – von der zehnjährigen Grundschülerin bis hin zu zwei externen „Gastwanderern“ – auf 40 bis 52 Wanderkilometer zurück.
Wer hatte noch die Zähigkeit für die letzten zwölf Kilometer bis Amberg?
Neue personelle Stärkung erhielt die Gruppe von zwei Müttern und ihren Töchtern. In diesen frischen Elan hängten sich Hannah Ludwig (Q11) und ihre Mutter Tanja Ludwig, die vom Start aus als einzige dabei waren, gerne ein. Erschöpft aber überglücklich erreichte die Schlussgruppe nach 24 Stunden auf den Beinen den Marktplatz in Amberg.
Nicht zuletzt wegen Petrus’ Wohlwollen wurde diese Wanderung zu einem Erlebnis für die Sinne. An der Vilsquelle, nachts um ein Uhr, erklärte der Vorsitzende des Fördervereins der Dr.-Johanna-Decker-Schulen Amberg e. V., Michael Luig: „Nächstes Jahr werde ich nicht nur organisieren sondern auch selbst mitwandern!“ Der Termin ist 16./17. oder 23./24. Juni 2018.