Verschwundene Mädchen im „Finstern Bühl“

16 Neugierige fanden sich am 2. März in Paulsdorf ein. Der „Draußen-daheim-Experte“ OStR i. K. Georg Luft hatte recherchiert, dass in den vergangenen Jahrhunderten im „Finstern Bühl“ – so der Name des Waldes – immer wieder junge Mädchen verschwunden waren. An diesem Vollmondabend sollte es wieder so weit sein und vielleicht war auch eine Begegnung mit den verschwundenen Mädchen der letzten Jahrhunderte möglich?
Die Wanderer deuteten es als finsteres Omen, dass mit Betreten des Waldes sowohl Sonne als auch Mond hinter einen undurchsichtigen Wolkenwand verschwanden. Über Stock und Stein führte der Weg, teilweise waren es nur noch Tierfährten, denen wir folgten.

Mr. Creeps

Dann aber der erste Grusel: Am Wegesrand saß wimmernd ein Mädchen, in einem kurzen Kleidchen zu den Klimperklängen einer Spieluhr ihr Schicksal wimmernd, dann plötzlich zeternd auffahrend, die Anwesenden anbrüllend, so dass ausnahmslos allen das Blut in den Adern gefror. Die anwesenden Kinder wichen ängstlich zurück. Ein gewisser Mr. Creeps hatte das Mädchen in einer Badewanne ums Leben gebracht, aber wie konnten wir Wanderer diesem armen Geschöpf, das hier wohl schon seit dem Jahr 1618 saß, helfen? Wir zogen weiter.
Am Schlauderhof brach die Dunkelheit vollständig herein. Vor dem Gebäude trat uns der Geist eines leichten Mädchens gegenüber – immerhin in eine Decke gehüllt. Auch diese arme Kreatur erzählte uns, wie es von einem zurückgewiesenen „Kunden“ in der Badewanne erdrosselt wurde. Der Schal zierte immer noch den Hals des unglücklichen Mädchens, welches wir ebenfalls zurücklassen mussten.

Die barocke Schönheit

Als wir den oberen Teil des Waldes erreicht hatten, trat eine barocke Schönheit aus dem Wald heraus: Sie hatte ein Tete-a-tete mit dem Gärtner gehabt, der sie mit einem Messer in der Badewanne erdolchte. Die junge Dame – der blutrote Mantel passte perfekt zu den Blutspritzern in Gesicht und an den Händen – verriet uns, dass sie schon seit 200 Jahren in dem Wald hause, und wie die anderen auf ihre Erlösung warte. Ob wir ihr helfen könnten? Bevor wir gingen, erfuhren wir noch, dass der Mann jetzt als Lehrer arbeitete.
Nach einem kleinen Abstieg zu mystisch-gefährlichen Weihern stießen wir auf ein totenbleiches Wesen an einer gußeisernen Badewanne, die hier im Wald lag. War es diese Badewanne gewesen in der … ?
Das Mädchen namens Marie hatte als Krankenschwester 1918 in einem Lazarett gearbeitet und wurde  „als Lohn“ für ihre Menschenfreundlichkeit ermordet – ihr Liebhaber warf den Föhn in die Wanne in der sie lag.
Durch ihre Hinweise wurde klar, dass der einzige anwesende Künstler – doch kein Lehrer! – der Schuldige war. Nachdem sich einige junge Wanderinnen beherzt auf ihn gestürzt und der Gerechtigkeit genüge getan hatten, fanden die vier jungen Seelen endlich Erlösung, bedankten sich bei uns und entschwebten dem verwunschenen Ort.

Fazit: eine wunderbare Nachtwanderung mit Gruseleffekt vom Feinsten. Schön für die, die dabei waren und Zeugen der ersten Nacht-Event-Wanderung der Dr.-Johanna-Decker-Schulen wurden.
Der Schreck des Abends wurde im Gasthof Aschenbrenner zusammen mit Wiener Schnitzeln und armen Currywürsten verdaut.